«Open Talk» setzt sich mit dem Thema Social Media in der Museumskommunikation auseinander. Als Interviewblog wird eine kuratierte Auswahl an Positionen, die in Zusammenarbeit mit Persönlichkeiten aus dem Zürcher Kulturbetrieb entstanden sind, präsentiert.

Museen und der digitale Raum der Kommunikation

Im digitalen Raum gibt es keine Böden, keine Wände, keine Fenster und Türen, kein Links, kein Rechts, kein Oben und kein Unten. Kein Wunder also, wenn man sich nur schwierig darin orientieren kann. Kunstmuseen, die traditionellerweise unumgänglich auf reale Wände, reale Türen und am Wichtigsten, auf reale Besucherinnen angewiesen sind, stehen mit der Verschiebung, nicht nur der Kommunikation, in den digitalen Raum vor einer komplexen Herausforderung.

Social Media in der Museumskommunikation

Mit dem Aufkommen des Social Web um etwa 2008 und den daraus resultierenden Möglichkeiten von Social Media zeichnet sich ein bedeutender Wandel der Kommunikation in der Museumsarbeit ab. Die Art der Kommunikation verändert sich Grundlegend: aus einer einseitigen Kommunikation wird eine dialogische. Die Institutionen treten nun in ein Gespräch mit ihren Nutzern, wie auch sie untereinander. Dies beeinflusst auch, wie Museen kommunizieren. 2011 veröffentlichen Prof. Dr. Axel Vogelsang und ein Team von Forschern der Hochschule Luzern die wegweisende Publikation «Social Media für Museen». Darin setzen sie sich mit dieser neuen Art der Kommunikation auseinander und empfehlen Museen letztendlich den Schritt auf Social Media. War das der Startschuss für Museen in der Schweiz, sich professionell mit Social Media und dessen Chancen als digitales Kommunikationsmittel auseinanderzusetzen?

Ein Appell an Museen!

Auch andere Fachleute melden sich hier zu Wort. Denn «wird dieser nötige Umbau nicht begonnen», so die Position des Kulturtheoretiker Simon A. Frank, «werden Kulturbetriebe […] endgültig den Einfluss verlieren, aktuelle Kunst und Kultur und damit die Entwicklung der Gesellschaft im digitalen Zeitalter mitzugestalten».

Nachweislich befinden sich ein Grossteil der Kunstinstitutionen bereits in diesem Wandel, zumindest wenn es um digitale Kommunikation geht. Social Media sind in der Museumsarbeit weit verbreitet und Museen präsentieren sich dadurch nach Aussen als zeitgemässe, öffentliche und zugängliche Einrichtungen, wie es von ihnen erwartet wird.

In den letzten zehn Jahren entstanden viele Publikationen, die sich in allen möglichen Facetten mit Social Media als Kommunikationstool in der Kultur- und Museumsarbeit beschäftigen (Eine Auswahl findet sich in der Literatur-Rubrik dieser Website). Fokus dieser Publikationen ist meist, den Nutzen von Social Media als Kommunikationstool für die Kulturarbeit anzupreisen, sie funktionieren als Leitfäden oder Anwendungshilfen. 2016 jedoch veröffentlichte die gleiche Forschungsgruppe, die schon «Social Media für Museen» publizierte, mit «Social Media und Museen II – der digital erweiterte Erzählraum» ein zweites Werk, das einen Schritt weiter geht: Social Media ist nicht nur ein Tool für die digitale Kommunikation, sondern kann auch als Instrument dienen, um den Ausstellungsraum digital zu erweitern.

Social Media als Notwendigkeit, nicht Nebensächlichkeit!

Drei Jahre später lohnt sich ein Blick auf gegenwärtige Praktiken im Umgang mit Social Media. Generell pflegen viele Museen einen zeitgerechten Umgang mit Social Media und blicken dankbar auf die neuen Möglichkeiten. Es muss hier jedoch auch erwähnt werden, dass es Stimmen gibt, die zum sehr vorsichtigen Gebrauch von Social Media und digitalen Anwendungen raten oder dem Konzept für die Organisationskommunikation grundsätzlich absagen.

Aber muss man überhaupt, wie Jan Hendrik Schmidt es so schön sagt, Social Media «mal in positiv-utopische, mal in negativ-dystopische Richtung dramatisieren» oder kann es auch als nützliches Arbeitsinstrument für die Museumskommunikation erkannt werden?

Fragen, die sich alle Museen im Umgang mit Social Media stellen müssen, sind unter anderem welche Medienspektren sich für die eigene Zwecke eignen, wie man die Qualität der Beiträge bewahren kann und welche Beteiligungsformen sich überhaupt für unterschiedliche Museen eignen.

Diesen und vielen anderen Fragen wird mit Persönlichkeiten die in, mit und für Kunstmuseen arbeiten auf diesem Blog auf die Spur gegangen.

Ich wünsche viel Spass bei der Lektüre.

Eva Wittwer info@open-talk.ch